Naturschutz
Hohes Elbufer
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann mit der Gründung einer „ornamented farm“ in Klein Flottbek durch den Hamburger Kaufmann Caspar Voght (1752 – 1839) eine nunmehr über 200-jährige Erschließung des Hohen Elbufers durch vermögende Hamburger und Altonaer Kaufherren, aus der sich bis heute – kaum zu glauben – ein „Gartenreich“, bestehend aus Elbchaussee, Elb-Wanderwegen, privaten und öffentlichen wertvollsten Gärten, Grün- und Parkanlagen in der Weltstadt Hamburg-Altona erhalten hat. Kaum zu glauben, weil in einer Großstadt, noch zumal in einem Stadtstaat, fast jeder nicht bebaute Quadratmeter Begehrlichkeiten weckt. Und dennoch ergehen sich Hamburger und ihre Gäste in einer Parklandschaft, die sich vom Altonaer Balkon vor dem Rathaus bis zum Leuchtturm in Wittenbergen erstreckt und an der Generationen von Privatpersonen, neuerdings auch Mäzene, Anwohner und grüne Politiker gewerkelt haben – im Guten (unsere Vorväter) wie im Schlechten (leider mehr und mehr Zeitgenossen).
Jenischpark, Hirschpark, Baurs Park und Römischer Garten, um nur die größten und bekanntesten zu nennen, dazu noch viele Nischen an der vormals privaten Elbchaussee und die von Caspar Voghts Gärtner, dem aus Schottland mitgebrachten James Booth begründeten Baumschulen in Flottbek und rund um Wedel (die größten ihrer Art in ganz Europa), dazu die einzigartige Flusslandschaft der Elbe mit den Wanderwegen entlang dem Nordufer und den ab Blankenese noch erlebbaren intakten Ausblicken ins südliche Alte Land bilden immer noch eine Ganzheit, so als blickte man aus dem Englischen Garten der Stadtparks über den „belt walk“, den traditionellen Randweg der Parks, in die gestaltete Kulturlandschaft am Strom. Leider muss man dabei auch immer wieder ein Auge zudrücken, so beim Blick auf Finkenwerder oder das Kraftwerk in Wedel.
Weg von der Idylle: Seit 1991 hat die Grüne Metropole Hamburg ihr Budget für alles so genannte Stadtgrün, darunter die öffentlichen Gärten, historischen Parks, das Straßenrandgrün und die Kinderspielplätze nicht mehr erhöht. Und in Altona war die Gartenbau-Abteilung des Bezirksamts (in Neudeutsch: Management des öffentlichen Raumes, Sektion Stadtgrün) mit ihren Haushaltsmitteln bereits im Mai 2008 am Ende. Pflege und Instandsetzung lassen die Mängel an allen Ecken und Enden in ganz Hamburg erkennen; in Altona kann man den Zahn der Zeit, der Jahreszeiten und der Witterung, aber auch der Unterlassungen und den nicht sachgerechten Einsatz von Großgärten schmerzlich wahrnehmen, von den zuständigen Behörden als „kleinteilige Kritik“ empfunden.
Dabei teilen sich viele städtische Kompetenzen die Verantwortlichkeit, in Pflege wie Erhalt des öffentlichen Grüns: Bezirksamt, Umweltbehörde (BSU), Städtebau, Port Authority etc.. Meist wird jedoch nur der Mangel verwaltet – leider auch schöngeredet. Und die wenigen konkret umgesetzten Maßnahmen wie jüngst in Teufelsbrück bleiben im Verkehrstechnischen und im Heute hängen, bar jeder Langzeitperspektive oder ganzheitlichen Konzeption.
Dabei gibt es eine Denkmalpflege, die am Beispiel Klein Flottbek noch vor Jahren den besonderen Milieuschutz des um Caspar Voghts Parklandschaft in wesentlichen Teilen erhaltener Ensemble von Landhaus, Scheunen, Gärtnerei und Instenhäuser (ehemalig Wohnungen für seine Bediensteten) als unbedingt schützenswert beschrieben hat und heute keine Hemmungen erkennen lässt, wenn ein Teil aus dem denkmalgeschützten Jenischpark ausgegliedert und einer Bauakademie mit Großbauten zugeschlagen werden soll.
Vor Jahren war schon einmal eine Bundesgartenschau in und rund um den Jenischpark angedacht und – Gott lob – nach Harburg fortgelobt worden (von dem monströsen Projekt eines Universitätskampus’ mit Kliniken etc. aus der NS-Zeit ganz zu schweigen). Man stelle sich eine Miniaturbahn durch den gestalterisch bearbeiteten Park und ihre Langzeitfolgen vor.
Nun steht für Hamburg eine Internationale Garten- und Bau-Ausstellung in 2013 in Wilhelmsburg ins Haus. Und das Hohe Elbufer soll Bestandteil der IGA werden.
Die FHH verabschiedet soeben ihren Haushalt für 2009/2010, in dem keinerlei zusätzliche Haushaltsmittel für Erhalt und Pflege der Grünflächen der Grünen Metropole Hamburg, geschweige denn für das Hohe Elbufer eingeplant sind.
Nicht nur im Hinblick auf die IGA 2013 hat die Patriotische Gesellschaft von 1765 ab 2006 mehrere Seminare durchgeführt, die sich mit dem Thema Erhalt und Pflege der Altonaer Parklandschaft und mit den Langzeitperspektiven für Erhalt und Weiterentwicklung des Hohen Elbufers beschäftigt haben. Als Ergebnis intensiver Diskussionen mit Institutionen wie Gesellschaften für Gartenkultur, für Landschaftskultur, Fachverbänden von Landschaftsarchitekten, Stadtplanung, Hafen City Universität und anderen wurde 2008 eine „Charta Hohes Elbufer“ entwickelt, welche der Einmaligkeit des städtischen Naturraumes am nördlichen Elbufer, der historischen Park- und Gartenkulturlandschaft, den historisch gewachsenen Siedlungsstrukturen (Oevelgönne, Klein Flottbek, Blankenese), aber auch dem Erholungs- und Freizeitgebiet gerecht werden will.
Aber auch im Kleinen arbeiten die Bürgervereine des Altonaer Westens sowie die Parkvereine von Jenisch- und Hirschpark seit einigen Jahren zusammen, um auf die pflegerischen und perspektivischen Defizite hinzuweisen, Behörden wie Bürger in den Elbgemeinden und in ganz Hamburg auf einen „pflegerischen Notstand“ aufmerksam zu machen und gemeinsame Anstrengungen für eine nachhaltige Pflege zu entwickeln. Die in Bälde anstehende IGA 2013 kann dafür nur ein Ansporn sein. Auch ist absehbar, dass Hamburg und seine Behörden bis dahin aus eigener Kraft nicht in der Lage sein werden, eine nennenswert und über kosmetische Maßnahmen hinausgehende Finanzierung angemessener Pflege in Angriff zu nehmen.
Park- und Bürgervereine, so auch der Blankeneser Bürger-Verein, werden gleichfalls nicht in der Lage sein, mit ihren begrenzten Ressourcen wesentliche Abhilfe zu leisten, haben jedoch bereits 2006 ein (auch in unserer Zeitschrift veröffentlichtes) „9-Punkte-Programm“ verabschiedet, welches eine engere Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und privater bürgerlicher Initiative aufzeigt und seither nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.
Unser Programm und die Charta der Patriotischen Gesellschaft könnten sehr wohl die Basis für ein verstärktes Engagement der FHH und ihrer Behörden sein. Sie könnten aber auch Anregung für Förderer und Stiftungen sein, sich über den Anlass der IGA 2013 hinaus für den Erhalt der Parklandschaften am Hohen Elbufer nachhaltig einzusetzen. Erste Schritte in diese Richtung wurden bereits getan.
Architektur und Gestaltung der Landschaft vor den Toren Hamburgs und Altona haben im Zeitalter der Landschaftsgärten am Hohen Elbufer eine für Europa, zumal für den heutigen Großstadtbereich, einmaliges Gartenreich entstehen lassen, das im Zeitalter der Aufklärung und des sich entwickelnden Bürgertums bis Mitte des 19. Jahrhunderts seinesgleichen sucht. Das Dessauer Gartenreich mit Wörlitz, die historischen Gärten von Muskau und Branitz des Fürsten Pückler haben nahezu zeitgleich den Gedanken der Parklandschaften in Deutschland entstehen lassen, frei (oder gegen ein geringes douceur für die Armenpflege) zugängig für jedermann und damit bereits von Anfang an auch als Naherholungsgebiet gedacht.
Heute lassen sich, wie das Beispiel Jenischpark mit seinem denkmalpflichtigen Pflegewerk exemplarisch zeigt, die Aspekte von Denkmalschutz und Ökologie sowie der Bedürfnisse einer Großstadt nach Erholungs- und Freizeitqualität miteinander versöhnen. Dies ist bereits ihren Schöpfern wie Caspar Voght, C. F. Hansen, ihren Architekten, Landschaftsplanern und Gärtnern gedankt – und geschuldet!
Erhalten wir künftigen Generationen die durch private Initiative und bürgerliches Engagement geschaffene einmalige Park- und Stadtlandschaft am Hohen Elbufer, und seien wir uns nicht zuletzt als Blankeneser der Verpflichtung bewusst, die uns mit Hirschpark, Baurs Park, Gosslers Park und Römischen Garten direkt vor der Haustür überkommen sind. Wie Sylvia Borgmann, unsere Mitbürgerin und engagierte Fachfrau für Landschaftsgärten, sagte: „Ein Spazierstock zum Opticken und ein Plastikbeutel für das achtlos weggeworfene Papiertaschentuch bei jedem Spaziergang – jeden Tag eine gute Tat.“
Jenischpark, Hirschpark, Baurs Park und Römischer Garten, um nur die größten und bekanntesten zu nennen, dazu noch viele Nischen an der vormals privaten Elbchaussee und die von Caspar Voghts Gärtner, dem aus Schottland mitgebrachten James Booth begründeten Baumschulen in Flottbek und rund um Wedel (die größten ihrer Art in ganz Europa), dazu die einzigartige Flusslandschaft der Elbe mit den Wanderwegen entlang dem Nordufer und den ab Blankenese noch erlebbaren intakten Ausblicken ins südliche Alte Land bilden immer noch eine Ganzheit, so als blickte man aus dem Englischen Garten der Stadtparks über den „belt walk“, den traditionellen Randweg der Parks, in die gestaltete Kulturlandschaft am Strom. Leider muss man dabei auch immer wieder ein Auge zudrücken, so beim Blick auf Finkenwerder oder das Kraftwerk in Wedel.
Weg von der Idylle: Seit 1991 hat die Grüne Metropole Hamburg ihr Budget für alles so genannte Stadtgrün, darunter die öffentlichen Gärten, historischen Parks, das Straßenrandgrün und die Kinderspielplätze nicht mehr erhöht. Und in Altona war die Gartenbau-Abteilung des Bezirksamts (in Neudeutsch: Management des öffentlichen Raumes, Sektion Stadtgrün) mit ihren Haushaltsmitteln bereits im Mai 2008 am Ende. Pflege und Instandsetzung lassen die Mängel an allen Ecken und Enden in ganz Hamburg erkennen; in Altona kann man den Zahn der Zeit, der Jahreszeiten und der Witterung, aber auch der Unterlassungen und den nicht sachgerechten Einsatz von Großgärten schmerzlich wahrnehmen, von den zuständigen Behörden als „kleinteilige Kritik“ empfunden.
Dabei teilen sich viele städtische Kompetenzen die Verantwortlichkeit, in Pflege wie Erhalt des öffentlichen Grüns: Bezirksamt, Umweltbehörde (BSU), Städtebau, Port Authority etc.. Meist wird jedoch nur der Mangel verwaltet – leider auch schöngeredet. Und die wenigen konkret umgesetzten Maßnahmen wie jüngst in Teufelsbrück bleiben im Verkehrstechnischen und im Heute hängen, bar jeder Langzeitperspektive oder ganzheitlichen Konzeption.
Dabei gibt es eine Denkmalpflege, die am Beispiel Klein Flottbek noch vor Jahren den besonderen Milieuschutz des um Caspar Voghts Parklandschaft in wesentlichen Teilen erhaltener Ensemble von Landhaus, Scheunen, Gärtnerei und Instenhäuser (ehemalig Wohnungen für seine Bediensteten) als unbedingt schützenswert beschrieben hat und heute keine Hemmungen erkennen lässt, wenn ein Teil aus dem denkmalgeschützten Jenischpark ausgegliedert und einer Bauakademie mit Großbauten zugeschlagen werden soll.
Vor Jahren war schon einmal eine Bundesgartenschau in und rund um den Jenischpark angedacht und – Gott lob – nach Harburg fortgelobt worden (von dem monströsen Projekt eines Universitätskampus’ mit Kliniken etc. aus der NS-Zeit ganz zu schweigen). Man stelle sich eine Miniaturbahn durch den gestalterisch bearbeiteten Park und ihre Langzeitfolgen vor.
Nun steht für Hamburg eine Internationale Garten- und Bau-Ausstellung in 2013 in Wilhelmsburg ins Haus. Und das Hohe Elbufer soll Bestandteil der IGA werden.
Die FHH verabschiedet soeben ihren Haushalt für 2009/2010, in dem keinerlei zusätzliche Haushaltsmittel für Erhalt und Pflege der Grünflächen der Grünen Metropole Hamburg, geschweige denn für das Hohe Elbufer eingeplant sind.
Nicht nur im Hinblick auf die IGA 2013 hat die Patriotische Gesellschaft von 1765 ab 2006 mehrere Seminare durchgeführt, die sich mit dem Thema Erhalt und Pflege der Altonaer Parklandschaft und mit den Langzeitperspektiven für Erhalt und Weiterentwicklung des Hohen Elbufers beschäftigt haben. Als Ergebnis intensiver Diskussionen mit Institutionen wie Gesellschaften für Gartenkultur, für Landschaftskultur, Fachverbänden von Landschaftsarchitekten, Stadtplanung, Hafen City Universität und anderen wurde 2008 eine „Charta Hohes Elbufer“ entwickelt, welche der Einmaligkeit des städtischen Naturraumes am nördlichen Elbufer, der historischen Park- und Gartenkulturlandschaft, den historisch gewachsenen Siedlungsstrukturen (Oevelgönne, Klein Flottbek, Blankenese), aber auch dem Erholungs- und Freizeitgebiet gerecht werden will.
Aber auch im Kleinen arbeiten die Bürgervereine des Altonaer Westens sowie die Parkvereine von Jenisch- und Hirschpark seit einigen Jahren zusammen, um auf die pflegerischen und perspektivischen Defizite hinzuweisen, Behörden wie Bürger in den Elbgemeinden und in ganz Hamburg auf einen „pflegerischen Notstand“ aufmerksam zu machen und gemeinsame Anstrengungen für eine nachhaltige Pflege zu entwickeln. Die in Bälde anstehende IGA 2013 kann dafür nur ein Ansporn sein. Auch ist absehbar, dass Hamburg und seine Behörden bis dahin aus eigener Kraft nicht in der Lage sein werden, eine nennenswert und über kosmetische Maßnahmen hinausgehende Finanzierung angemessener Pflege in Angriff zu nehmen.
Park- und Bürgervereine, so auch der Blankeneser Bürger-Verein, werden gleichfalls nicht in der Lage sein, mit ihren begrenzten Ressourcen wesentliche Abhilfe zu leisten, haben jedoch bereits 2006 ein (auch in unserer Zeitschrift veröffentlichtes) „9-Punkte-Programm“ verabschiedet, welches eine engere Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und privater bürgerlicher Initiative aufzeigt und seither nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.
Unser Programm und die Charta der Patriotischen Gesellschaft könnten sehr wohl die Basis für ein verstärktes Engagement der FHH und ihrer Behörden sein. Sie könnten aber auch Anregung für Förderer und Stiftungen sein, sich über den Anlass der IGA 2013 hinaus für den Erhalt der Parklandschaften am Hohen Elbufer nachhaltig einzusetzen. Erste Schritte in diese Richtung wurden bereits getan.
Architektur und Gestaltung der Landschaft vor den Toren Hamburgs und Altona haben im Zeitalter der Landschaftsgärten am Hohen Elbufer eine für Europa, zumal für den heutigen Großstadtbereich, einmaliges Gartenreich entstehen lassen, das im Zeitalter der Aufklärung und des sich entwickelnden Bürgertums bis Mitte des 19. Jahrhunderts seinesgleichen sucht. Das Dessauer Gartenreich mit Wörlitz, die historischen Gärten von Muskau und Branitz des Fürsten Pückler haben nahezu zeitgleich den Gedanken der Parklandschaften in Deutschland entstehen lassen, frei (oder gegen ein geringes douceur für die Armenpflege) zugängig für jedermann und damit bereits von Anfang an auch als Naherholungsgebiet gedacht.
Heute lassen sich, wie das Beispiel Jenischpark mit seinem denkmalpflichtigen Pflegewerk exemplarisch zeigt, die Aspekte von Denkmalschutz und Ökologie sowie der Bedürfnisse einer Großstadt nach Erholungs- und Freizeitqualität miteinander versöhnen. Dies ist bereits ihren Schöpfern wie Caspar Voght, C. F. Hansen, ihren Architekten, Landschaftsplanern und Gärtnern gedankt – und geschuldet!
Erhalten wir künftigen Generationen die durch private Initiative und bürgerliches Engagement geschaffene einmalige Park- und Stadtlandschaft am Hohen Elbufer, und seien wir uns nicht zuletzt als Blankeneser der Verpflichtung bewusst, die uns mit Hirschpark, Baurs Park, Gosslers Park und Römischen Garten direkt vor der Haustür überkommen sind. Wie Sylvia Borgmann, unsere Mitbürgerin und engagierte Fachfrau für Landschaftsgärten, sagte: „Ein Spazierstock zum Opticken und ein Plastikbeutel für das achtlos weggeworfene Papiertaschentuch bei jedem Spaziergang – jeden Tag eine gute Tat.“